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"Cinéma
vérité"
Begriff von D. Vertovs "Kino-prawda" wurde zum Schlagwort einer
bestimmten Schule des Dokumentarfilms am Ende der 50er und am Anfang
der 60er Jahre, gleichzeitig mit "Direct Cinema" (dieselben Ursprünge,
verschiedene Theorien, ähnliche Ergebnisse)
Ästhetik
des "Cinéma vérité" : Die fünf Punkte von Marcel Martin
Charakteristische Merkmale (die berühmten fünf Punkte) des Cinéma vérité,
wie sie M. Martin (1962) formuliert hatte :
n Aktive Anwesendheit
der Kamera: man braucht nicht ihre Anwesendheit zu verstecken, nicht
einmal vor dennen, die gefilmt werden und auch nicht vor den Zuschauern,
denn man ist vor allem bemüht einen direkten Kontakt zwischen dem Gegenstand
und der Kamera (also auch dem Zuschauer) herzustellen.
n Arbeit mit "lebendigem"
Material: ein großer Raum wird der Improvisation eingeräumt, dem
Auftauchen von Unerwarteten, dem Hervorrufen von unmittelbaren Reaktionen,
bzw. wie diejenigen Ereignisse konstruiert werden, die nicht automatisch
festgehalten werden konnten.
n "Entdramatisierung":
das Ziel ist nicht von Anfang an eine Geschichte zu erzählen; es wird
ein Ausschnitt aus dem Leben gedreht, so wie er sich gerade zeigt, mit
seinen starken und schwachen Augenblicken
n Abgelehnt wird die
Arbeit im Atelier, sowie die Technik, die mit dieser Arbeit verbunden
ist: künstliche Beleuchtung, Postsynchronisation, Schminke, Wiederholung
der Aufnahme usw.
n Laien-Darsteller:
die Menschen sollen sich selbst spielen
"Cinéma
vérité" - Charakteristik
n
verschiedene soziale Probleme, Monologe von Leuten die über ihre Ansichten
und Probleme sprechen - unterbrochen durch Fragen des Reporters, der hinter
der Kamera bleibt - strarre Kamera
n Unmittelbarkeit von
Fernsehnreportagen (ohne deren Oberflächlichkeit)
n durch technische Entwicklungen:
geräuscharme 16 mm Filmgeräte und tragbare Tongeräte (flexibles,
bewegliches Filmen, Crew aus zwei Leuten)
n Regisseur: spielte
eine andere Rolle als Regisseure der mit Drehbuch vorbereitete Dokummentarfilme
n Filmemacher konnte sich
selbst einmischen, wenn er darin eine Möglichkeit sah größere Spontaneität
und Lebensechtheit zu provozieren.
n Einfluß der anwesenden
Kamera auf die Realität wurde zugegeben
n weniger eine selbständige
Bewegung mit einer kohärenten Theorie
n Manifestation einer aktuellen
Infragestellung konventioneller Muster der Zuschauerbeteiligung
und der sozialen und politischen Verwendung des Films
n die Verknüpfung der Soziologie
mit einer radikalen Filmästhetik bedeutete einen wichtigen Schritt zur
Erweiterung des filmischen Horizonts
Vetretter
des "Cinéma vérité"
n Jean Rouch: Methode
der versteckten Kamera, Richtungsmikrophone, leichte Handkameras, Objektive
mit veränderbarer Brennweite 1959 - "Moi, un noir" 1960 - "La pyramide
humaine" 1961 - "Chronique d´un été"
n Agnés Varda (1928)
"Cleo od 5 do 7" (1961), ornamentale Bildgestaltung
n
J. Roziers "Adieu Phillipine" (1962) - improvisierte Monologe
- leichte Handkameras - versteckte Mikrophone
n Truffaut "Les quatre
cent coups" (1959) - ähnliche Techniken
n Godard - Einsatz
der Kamera im Spielfilm als beteiligtes (weniger beobachtendes) Element
- neue Mischform von Spiel-, Dokummentar- und Agitationsfilm
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